Die kurze Erfolgsgeschichte des Hellers

Um das Jahr 1200 führte die Stadt Hall am Neckar, heute besser bekannt als Schwäbisch Hall, eine neue Münze im Wert eines halben Pfennigs ein. Damit hat sie einem Bedürfnis der Zeit Rechnung getragen, waren es doch vor allem kleine Münzen, die im Alltag für die meisten Menschen die wichtigsten Nominale waren. Die Münze war so beliebt, dass sie bald weit herum Nachahmer fand. Nach der Herkunft des neuen Nominals wurde sie als «Haller» oder «Heller» bezeichnet und verbreitete sich im 14. Jahrhundert auch südlich des Rheins. Heller wurden aber nie in dem Umfang geprägt wie beispielsweise die Pfennige und bereits im 15. Jahrhundert verschwanden sie allmählich wieder.1

Die Imitationen übernahmen nicht nur die Münzeinheit, sondern auch das Bild auf der Vorder- und Rückseite, oft einzig unterscheidbar an Buchstaben oder kleinen Symbolen auf der Hand.

Die Buchstaben repräsentierten die Namen der Münzherrschaften wie beispielsweise ein «L» für Lindau (vgl. Inv. N15150), ein «O» für die Herrschaft Oettingen (vgl. Inv. N15151) oder ein «R» für die Stadt Rottweil (vgl. Inv. N15152).

Die Zuweisung ist aber nicht immer eindeutig möglich, so kann das «T» sowohl für Tiengen, Todtnau, Tettnang oder Tübingen stehen (vgl. Inv. N15153, N15154 und N15155), das «R» beispielsweise auch für «Ravensburg». Der Heller der Grafschaft Hohenberg trägt auf der Hand den österreichischen Schild Herzog Leopolds IV. von Österreich (vgl. Inv. N15149). Es gibt wenige Ausnahmen: So zeigen die Heller Wenzels I. von Luxemburg (1337 – 1383) aus der königlichen Münzstätte Frankfurt anstelle der Hand einen Adler mit ausgestreckten Flügeln (vgl. Inv. 15138).

Unter dem gleichen Namen «Haller» verdrängten ähnliche Prägungen in der Eidgenossenschaft die Herstellung kleiner, einseitiger Pfennige, so zum Beispiel in Zürich, Bern und St. Gallen (vgl. Inv. N10967, N11747, N11266 etc.). Dort diente der Heller ab Ende des 14. Jahrhunderts als Grundeinheit des Münzsystems. Ein Problem, das aber bald einsetzte, war die Verminderung des Silbergehalts in den Münzen, wonach die Redewendung «keinen Heller wert sein» entstand.2

Die zehn Hellermünzen konnten zusammen mit weiteren Stücken aus der ehemaligen Sammlung von Dr. med. Maximilian Blaschegg (1930 – 2021), die 2022 bei Leu Numismatik in Winterthur versteigert wurde, angekauft werden. Sie ergänzen die wenigen vorhandenen Heller der Sammlung bestens und helfen, diesen Teilbereich der regionalen Geldgeschichte besser abzubilden.

Adrian Bringolf, M.A.
Kurator Numismatik, Museum zu Allerheiligen Schaffhausen

Anmerkungen
1 Schüttenhelm, Joachim: Der Geldumlauf im südwestdeutschen Raum vom Riedlinger Münzvertrag 1423 bis zur ersten Kipperzeit 1618. Eine statistische Münzfundanalyse unterAnwendung der elektronischen Datenverarbeitung, in: Veröfentlichungen der Kommissiion für geschichtliche Landeskunde in BAden-Württemberg, Reihe B 108, 1987, S. 429 ff.
2 Zäch, Benedikt: Haller (Münze), in: Historisches Lexikon der Schweiz 6, 2007, S. 63

Hier finden Sie die Beschreibung der Neuerwerbungen aus dem Jahresbericht 2021/2022.

Fotos: Adrian Bringolf, Museum zu Allerheiligen Schaffhausen