«Waldstilleben mit Frauenschuh», 1934, Niklaus Stoecklin (1896–1982)
Öl auf Leinwand auf Holz, 60.0 x 79.1 cm, Inv.-Nr. A2459, © 2022, ProLitteris, Zürich*
Vorliegendes Gemälde mit dem geradezu porträthaft dargestellten Gelben Frauenschuh nimmt innerhalb der Stillleben von Stoecklin in der Sturzenegger-Sammlung einen ganz besonderen Platz ein. In der Stoecklin eigenen, altmeisterlich anmutenden und doch kristallklar-nüchternen Darstellungsweise ist auch diese Malerei gehalten. Doch motivisch weist sie in eine andere Tradition: diejenige der Waldbodenstillleben, die in der niederländischen Genremalerei einen eigenen Typus ausgebildet hat. Doch selbst im Vergleich damit geht Stoecklin einen völlig eigenen Weg. Die Kombination völlig fremder Blumen und Lebewesen und ihre stilvolle Drapierung auf einem Waldboden in der Holländer Malerei weicht hier einer naturalistisch anmutenden Darstellung. Da wächst eine seltene und hochempfindliche Orchideenart im Wald, ein paar Pilze, Walderdbeeren, Farn, ein Falter und ein Alpensalamander. Der Eichenzweig hat ein paar Eicheln abgeworfen, weiteres Waldgewächs ist sichtbar. Und doch: Die Darstellung ist bis ins Letzte stilisiert, komponiert und bar natürlicher Logik. Es ist ein Blumenporträt mit Attributen, die nicht passen.
Dieses Waldbodenstillleben nimmt im Werk Stoecklins eine besondere Position ein, lassen sich doch kaum vergleichbare Motive in einem solch pseudonatürlichen, ausgesprochen künstlichen Zusammenhang feststellen. Allerdings existiert ein Gemälde von 1931 desselben Motivs in etwas kleinerem Format. Es wurde 1996 bei der Galerie Fischer Luzern angeboten.
Die Sturzenegger-Stiftung konnte das Werk 2022 erwerben.
Dr. Andreas Rüfenacht
Kurator Kunst, Museum zu Allerheiligen
Hier finden Sie die ausführliche Beschreibung der Neuerwerbung von Niklaus Stoeckling aus dem Jahresbericht 2021/2022.
Foto: Jürg Fausch, 372 dpi gmbh Schaffhausen
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