Neuerwerbung

Vier Zeichnungen von Ignaz Epper

«Selbstbildnis mit Lampe», «Selbstbildnis als Kniender», «Paar im Café» und «Stillende Mutter» von Ignaz Epper , alle um 1920, Formate cirka 50×40 cm, Inv-Nrn. B10703 – 10706

2022 konnte die Sturzenegger-Stiftung vier Zeichnungen des bedeutenden Expressionisten Ignaz Epper erwerben. Die Kohlezeichnungen beeindrucken durch ihre Grösse und Präsenz. Eppers Werk liegt durchgehend eine pessimistische Weltsicht inne: Figuren, die sich spärlichem Licht angesichts finsterer Zeiten zuwenden, Armut und Einsamkeit ausstrahlen oder auch Zuwendung und Liebe mit Alleinsein und Trauer kontrastieren.

Das Motiv des Lichts findet sich in den beiden Selbstbildnissen mit Lampe und und als Kniender wieder. Im „Selbstbildnis mit Laterne» dient das Licht als Wegweiser für den Suchenden in leerer Stadt, den nur zwei Hunde begleiten. Im „Selbstbildnis als Kniender» wendet der Mensch sich einem himmlischen Licht zu, vielleicht zu einer vermeintlichen Hoffnung, die angesichts der Realität wohl gleich wieder hinter schwarzen Wolken zu schwinden scheint.

Sanft-melancholische Zweisamkeit lässt sich wiederum beim „Paar im Café» erkennen, das sich, zwei kleine Tässchen in der Hand, einander zuwendet. Das typische Motiv der stillenden Mutter – hier auch an eine Maria lactans erinnernd in der Art, wie sie dem Kind die Brust reicht – zeugt ebenfalls von Zuwendung. Doch liegt dem Bild eine intensive Trauer inne: die nackte Mutter und ihr Kind erscheinen grosser Kälte ausgesetzt, im Hintergrund blickt ein trauriger Mann auf das Mutter-Kind-Paar. Ausgeschlossen vor dem Fenster steht eine Frau, die ihre offenbar muttermilchpralle Brust, die sie mit ihrer Hand stützt, ihrem Kind nicht anbieten kann – ob sie es verloren hat?

Die ans Existenzielle reichenden Emotionen der epper’schen Blätter ist typisch für diesen Künstler und seine expressionistischen Zeitgenossen in der Schweiz. So besitzt das Museum zu Allerheiligen eine wichtige Werkgruppe von 27 Zeichnungen des anderen wichtigen Expressionisten, Johannes Robert Schürch (1895–1941), mit dem Epper befreundet war. Auch seine Blätter enthalten eine tiefe Schwermut und Existenznot in sich.

Dr. Andreas Rüfenacht
Kurator Kunst, Museum zu Allerheiligen

Hier finden Sie die ausführliche Beschreibung der Neuerwerbungen von Ignaz Epper aus dem Jahresbericht 2021/2022.

Fotos: Jürg Fausch, 372 dpi gmbh Schaffhausen