Neuerwerbung

Fürstentum Fürstenberg, Reichstaler, 1729

Der 2021 erworbene Reichstaler des Fürstentums Fürstenberg ist mehr als nur ein Beleg für die Münzherstellung im Süddeutschen Raum im 18. Jahrhundert. Die Rückseite gibt Einblick in etwas, das grundlegend ist für die Herstellung von Münzen: die Gewinnung des notwendigen Rohstoffs.

Münzherr des 1729 in Augsburg geprägten Talers ist Joseph Wilhelm Ernst von Fürstenberg-Stühlingen (1699−1762). Die Fürstenberger hatten ihren Herrschaftssitz auf dem Schloss Hohenlupfen bei Stühlingen, ehe er den Sitz 1723 nach Donaueschingen verlegte. Ab 1735 war er Prinzipalkommissar am Immerwährenden Reichstag in Regensburg. Über seine Ämter gibt auch die Umschrift auf der Vorderseite der Münze Auskunft: «IOS: WILH. ERN: S. R. I. PRINC IN FURSTENBERG LANDGRAV IN BAAR & STUHLINGEN & C.» Das Porträt zeigt Joseph Wilhelm Ernst im jungen Alter von 30 Jahren. Es sollen nur 1167 Exemplare dieser Münze geprägt worden sein. Anlass dafür war eine neue und ertragreiche Silberader in der Zeche.

Die Rückseite nennt die Herkunft des Silbers: «AUSBEUTTHALER VON S. IOSEPHS COBOLD UND SILBER ZECHE. 1729.» Anlass zur Prägung war die Entdeckung einer ertragreichen Silberader im selben Jahr. Das Bergwerk St. Joseph bei Wittichen im Kinzigtal ist auch auf der Illustration zu sehen. Das nahegelegene Kloster ist am rechten Rand zwischen zwei Hügeln vor einem Wald dargestellt. Im Bergwerk wurden unter anderem Kobalt und Silber verarbeitet. Verschiedene Arbeitsgänge der Silbergewinnung sind exemplarisch dargestellt.

Im Vordergrund links ist ein Rutengänger zu sehen, der nach erzhaltigen Stellen sucht. Rechts gegenüber beginnt ein Bergmann, einen Schacht anzulegen. In der Mitte dazwischen drehen zwei Bergmänner an einem Haspel, mit dem wohl Erz aus der Grube gehoben wird. Dasselbe Motiv findet sich auch auf einem Hügel im Hintergrund.

Das gewonnene Erz wurde zur Weiterverarbeitung in die Hütte gebracht. Gebäude mit Mühlrädern deuten darauf hin, dass es dort mechanisch zerkleinert wurde. Anschliessend wurde es in den angrenzenden Gebäuden verhüttet. Dafür war viel Holz notwendig, das mit Fuhrwerken herbeigeführt werden musste. Dem grossen Holzbedarf fielen ganze Wälder zum Opfer, wie an den Hügeln im Hintergrund deutlich wird.

Was mit den gewonnenen Rohstoffen danach passierte, geht aus der Darstellung nicht hervor. Zur Prägung der Taler wurde das Silber offenbar in das rund 200 Kilometer westlich gelegene Augsburg transportiert. Fast 300 Jahre später gelangte nun ein solcher Taler in die Sammlung der Sturzenegger-Stiftung.

Adrian Bringolf, M. A.
Kurator Numismatik, Museum zu Allerheiligen

Hier finden Sie die ausführliche Beschreibung der Neuerwerbungen aus dem Jahresbericht 2021/2022.

Fotos: Adrian Bringolf