Die Berichterstattung der Stiftung erscheint alle zwei Jahre und dokumentiert die Aktivitäten der Stiftung und insbesondere die Erwerbungen, die dem Museum zu Allerheiligen gemäss Stiftungszweck als Dauerleihgaben übergeben werden. So konnten die Sammlungen seit mehr als 35 Jahren um zahlreiche und nicht selten auch kostbare Werke erweitert werden, dies stets in Übereinstimmung mit dem Sammlungskonzept des Museums. Auch konnten in den Jahren 2021 und 2022 wieder zahlreiche von der Stiftung unterstützte Ausstellungen und Projekte – mitunter von den Mitarbeitenden des Museums initiiert und realisiert – erfolgreich umgesetzt werden.
Die im Jahresbericht als Schwerpunkt dokumentierten Erwerbungen veranschaulichen auch diesmal eindrücklich den Zuwachs an Kunstwerken und Objekten zur Ergänzung und Qualitätssteigerung der Museumssammlungen. So wurden zahlreiche Werke und Werkgruppen für die Kunst- und Grafiksammlung erworben sowie für die kulturhistorische Sammlung, inklusive der Münz- und Spielkartensammlung. Den zuständigen Kuratoren sei an dieser Stelle für ihre kompetenten und anschaulichen Beiträge ganz herzlich gedankt.
Der Dank der Stiftung richtet sich überdies an das gesamte Museumsteam, an die Direktorin Dr. Katharina Epprecht und an die externen Projektmitarbeitenden für ihren Einsatz im Museum. Diese Wertschätzung von Seiten der Stiftung wird traditionsgemäss durch das von ihr ausgerichtete Mandarinlifest jeweils im Dezember bekräftigt. Leider ist das Fest 2021 pandemiebedingt ausgefallen, doch 2022 konnte wieder im stimmungsvoll weihnachtlich geschmückten Vortragssaal des Museums gefeiert werden.
Die Sturzenegger-Stiftung hat in den letzten 35 Jahren auch immer wieder grössere Summen in bau- liche und inhaltliche Erneuerungen des Museums investiert. So unter anderem in den Bau einer Cafeteria 1989 – 1993, in die Neueinrichtung der Grafischen Sammlung etappenweise 1993 – 2003, in die Errichtung eines Kulturgüterschutzraumes unter dem Pfalzhof des Museums 1994 / 1995, in die Sanierung des Ostflügels des Klosters, in die sogenannten Pfarrhäuser und ihre Umnutzung zu Wohn-, Büro-, Bibliotheks- und Archivräumen 1996/1997, in die Verbesserung von Depotsituationen und in die Gesamterneuerung der Stadtgeschichte «Schaffhausen im Fluss» 2002 –2010.
Eine erneute Investition von 5,9 Mio war angedacht, um das Museum mit dem Kauf einer ganzen Etage im Nordflügel des gegenüberliegenden Kammgarn-Gebäudes zu erweitern. Diese Option wurde jedoch nicht weiterverfolgt, da sich herausstellte, dass die zusätzlich zu bewirtschaftende Fläche zu gross war und zu hohe Folgenkosten zeitigen würde. Stattdessen wurde 2020 ein von der Stadt Schaffhausen in Zusammenarbeit mit dem Museum und der Stiftung mehrjährig angelegtes Projekt initiiert und finanziell unterstützt. Unter dem Projektkürzel MzA25 – Museum zu Allerheiligen 2025 – schien es zukunftsweisender, sowohl die notwendige bauliche Erneuerung als auch die inhaltliche Ausrichtung des Museums zu analysieren und in der Folge umzusetzen: Angestrebt werden insbesondere eine Verbesserung der Eingangssituation, eine bessere Isolierung der Bausubstanz, eine adäquate Lifterschliessung für alle Etagen sowie eine grundsätzlich bessere Zugänglichkeit für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, dies bei gleichzeitiger Modernisierung des Ausstellungskonzepts und mit dem Ziel, das Museum zeitgemäss und auch als für die Zukunft attraktive Institution zu erneuern.
Die in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie stand unter der Leitung der städtischen Referate Bildung, Bau und Finanzen und des Museumsteams. Die Projektgruppe wurde unterstützt von den international tätigen Architektinnen Barbara Holzer und Tanja Kullack von der i.e agency for design and communication GmbH in Zürich. Als Projektleiter eingesetzt wurde Peter Kohler, Kohler Consulting, Kerns.
Trotz der guten Zusammenarbeit der Sturzenegger-Stiftung mit dem Stadtrat, vor allem durch den engagierten Einsatz des Museumsreferenten Dr. Raphaël Rohner, von Dr. Kathrin Bernath (Baureferat) und von Daniel Preisig (Finanzreferat), sowie der wichtigen Unterstützung weiterer kantonaler und städtischer Amtsstellen und dem Museum wurde die Machbarkeitsstudie in den Medien vehement kritisiert. Eine unerwartete Opposition verschaffte sich Gehör. Obwohl es sich lediglich um eine Machbarkeitsstudie handelte und noch kein Vorprojekt vorlag, gingen die Wogen hoch und eine neuerliche Überprüfung des Vorhabens wurde vom Stadtrat eingeleitet. In der Folge wurden noch einmal grundsätzliche Gespräche, etwa mit den museumsnahen Vereinen und anderen Gremien, aufgenommen, die zur sachlichen Einschätzung und Einigkeit darüber geführt haben, dass Erneuerungen für die Zukunft des Museums zu Allerheiligen unabdingbar sind. Es liegt nun an der Stadt, in Zusammenarbeit mit dem Museum ein von den interessierten Institutionen akzeptiertes Projekt auf den Weg zu bringen. Die Stiftung hat sich zwar zwischenzeitlich aus dem Lenkungsausschuss zurückgezogen, wird sich jedoch – sofern das Projekt künftig stimmig sein wird – gerne finanziell beteiligen.
Im Stiftungsrat haben Mutationen stattgefunden. Matthias Preiswerk ist als ehemaliger Teilhaber bei der Bank Baumann & Cie per Ende Juni 2022 ausgeschieden und in den Ruhestand getreten. An seine Stelle ist neu Daniel Burkhardt ab 1. Juli 2022 als Vertreter der Bank ex officio im Stiftungsrat nachge- rückt. Neu hinzugewählt wurde lic. phil. Katrin Steffen, Direktorin des Kunstmuseums Solothurn. Sie wird als Kunsthistorikerin die fachliche Kontinuität im Stiftungsrat sicherstellen, da Dr. Hortensia von Roda 2026 ausscheiden wird.
Ohne den enormen Einsatz des Stiftungsrates, der in den beiden Berichtsjahren weit über die üblichen Aufgaben hinausging, wären die sehr unterschiedlichen Projekte und Hilfestellungen für das Museum nicht zu bewältigen gewesen. Stephan Kuhn, als Schaffhauser Persönlichkeit vor Ort, politisch, wirt- schaftlich und kulturell versiert, ist nicht nur ein kluger Ratgeber, sondern auch ein tatkräftiger Unterstützer in allen Belangen. Und ohne die Bank Baumann & Cie mit ihren Vertretern (Matthias Preiswerk bis Ende Juni 2022 und ab 1. Juli 2022 Daniel Burkhardt), die das Stiftungsvermögen nicht nur verwalten, sondern durch eine umsichtige Anlagestrategie erheblich vermehrten, wäre die Unterstützung zu Gunsten des Museums in diesem Ausmass nicht möglich. An dieser Stelle gebührt Matthias Preiswerk ein besonderer Dank: Zehn Jahre hat er als Stiftungsrat und Vertreter der Bank Baumann & Cie eine Ära geprägt, die diesbezüglich als Goldenes Zeitalter in die Annalen der Stiftung eingehen wird. Darüber hinaus hat er sich aber auch für die Stiftung und ihre Aktivitäten interessiert und aktiv daran teilgenommen. Er ist kein Mann der grossen Worte, sondern der Tat. Im Namen der Stiftung und des Museums sei ihm an dieser Stelle von Herzen gedankt.
Auch in der Geschäftsführung der Stiftung ist eine Änderung anzuzeigen: Dr. Hortensia von Roda hat dieses Amt nach über 30 Jahren am 1. Juli 2022 an lic. phil. Isabelle Köpfli übergeben. Es ist ein Glücksfall, dass sie als studierte Philosophin und Kunsthistorikerin bereits seit 2004 für das Museum tätig ist und somit künftig das wichtige Bindeglied zwischen der Institution und der Stiftung sein wird. Sie kennt das Haus mit seinen Herausforderungen und Chancen und verfügt über vielseitige Kompetenzen und grosses Einfühlungsvermögen.
Nebst personellen Erneuerungen entschloss sich die Stiftung auch zu einem neuen visuellen Auftritt, der insbesondere mit der Gestaltung einer eigenen Website einherging. Hier etabliert die Stiftung eine zeitgemässe Kommunikation ihrer Ziele und ihrer laufenden Projekte. Unter www.sturzenegger-stiftung.ch sind nun umfassende Informationen online verfügbar, die Auskunft geben zum Stiftungszweck und zur Geschichte der Stiftung, zum Stiftungsrat und mit den digitalisierten Jahresberichten zu den Aktivitäten und Erwerbungen seit 1987. Vor allem aber wird der Sammlungsbestand der Sturzenegger-Stiftung der Öffentlichkeit und dem (recherchierenden) Fachpublikum neu auch als Online-Sammlung zugänglich gemacht. Dies erfolgt zunächst zu einem kleinen Teil, der im Lauf der kommenden Monate und Jahre schrittweise erweitert werden soll, umfasst doch die Sammlung mittlerweile über 14 000 Objekte – Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Gouachen, Druckgrafiken, Fotos, Videos, Skulpturen, historische Objekte, Spielkarten, etwa 1500 Postkarten des Rheinfalls und Münzen aus dem 8. bis 21. Jahrhundert.
Im Zusammenhang mit einem zeitgemässen visuellen Auftritt der Stiftung hat auch der Jahresbericht 2021/2022 eine neue gestalterische Handschrift erhalten. Das Corporate Design, ein eigener Webauftritt und die Gestaltung des Jahresberichts wurden mit der Peyer Konzept GmbH, Zürich erarbeitet, die bereits die Website für die Peyersche Tobias Stimmer-Stiftung eingerichtet hat. Für die Sturzenegger-Stiftung und das Museum ergaben sich dadurch erhebliche Synergien.
Der grosse ideelle und finanzielle Einsatz der Sturzenegger-Stiftung für das Museum zu Allerheiligen ist und bleibt wichtig. Der Stiftungsrat ist nach wie vor überzeugt, mit dieser Unterstützung einen wesent- lichen Beitrag für das Schaffhauser Kulturleben und darüber hinaus zu leisten.
Dr. Hortensia von Roda
Präsidentin der Sturzenegger-Stiftung
Positive Entwicklung trotz schwierigem Umfeld
In der Berichtsperiode war insbesondere das Jahr 2022 für die Anlagen ein sehr anspruchsvolles, herausforderndes und äusserst schwieriges Jahr. Vor rund einem Jahr ist der vier Jahrzehnte dauernde strukturelle Trend sinkender langfristiger Zinsen zu einem abrupten Ende gekommen, wofür die rekordhohe Inflation und die damit verbundenen Zinserhöhungen der Notenbanken verantwortlich zeichnen. In der Folge erlebten wir einen ganz entscheidenden Paradigmenwechsel in der Geldpolitik – eine geldpolitische Zeitenwende. Die damit verbundenen heftigen Kurseinbrüche an den globa
Finanzmärkten sorgten für Verunsicherung.
Mit der konsequenten Ausrichtung auf langfristige Trends und Exzellenz in der Titelauswahl konnte der negative Einfluss auf das Anlagevermögen der Sturzenegger-Stiftung begrenzt werden. Positiv ausgewirkt hat sich zudem die Beteiligung an der AVAG Anlage und Verwaltungs AG. Gesamthaft entwickelte sich das Anlagevermögen der Sturzenegger-Stiftung in der Berichtsperiode um +5 %. Dem Baumann & Cie Anlageteam sei an dieser Stelle für das sehr gute Resultat ganz herzlich gedankt.
Die Stiftung verdiente aus Wertschriften- und Zinserträgen insgesamt CHF 5.3 Mio. und aus realisierten Kursgewinnen CHF 4.6 Mio. Aus diesen Erträgen konnte der Stiftungsrat folgende statuarischen Leistungen gewährleisten:
Für die Kunstabteilung CHF 826 270, für die historische Abteilung CHF 252 691 und für das Projekt MzA25 (mehr jähriges Projekt zur Erneuerung der baulichen Infrastrukturen des Museums zu Allerheiligen) CHF 103 092. Ebenso wurden Löhne und Honorare im Umfang von CHF 371 755 übernommen. Der Verwaltungsaufwand für Buchführung, Revision, Versicherungen und Miete belief sich auf CHF 153 364. Die ganze Periode konnte mit einem Ertragsüberschuss von CHF 8.5 Mio.
abgeschlossen werden.
Der Stiftungsrat der Sturzenegger-Stiftung ist sehr dankbar, dass durch die positive finanzielle Entwicklung der letzten Jahre die Unabhängigkeit der Stiftung gewährt bleibt. Entscheidungen können somit ohne Druck und mit der nötigen Sorgfalt gefällt werden.
Daniel Burkhardt
Stiftungsrat
2022 | 2021 | 1987–2022 | |
Total | 1’189’027 | 1’212’414 | 60’769’867 |
Ankäufe, Ausstellungen | 661’859 | 747’805 | 33’966’332 |
Ankäufe | 469’739 | 609’222 | 30’044’219 |
Kunstabteilung | 354’117 | 472’153 | 23’660’157 |
Historische Abteilung | 115’622 | 137’069 | 6’057’317 |
Stadtbibliothek | 0 | 0 | 326’745 |
Ausstellungen und/oder Kataloge | 192’120 | 138’583 | 3’922’113 |
Eigene Ausstellungen | 165’120 | 40’000 | 1’658’428 |
Kataloge/Jahresberichte Sturzenegger-Stiftung | 27’000 | 98’583 | 2’263’685 |
Personal- und diverse Kosten | 370’667 | 286’056 | 15’351’993 |
Personalkosten | 200’770 | 170’985 | 11’898’544 |
– wovon durch Stiftung getragen und ausbezahlt | 103’824 | 85’110 | 6’566’062 |
– wovon durch Stiftung getragen und durch die Stadt Schaffhausen ausbezahlt | 96’946 | 85’875 | 5’332’482 |
Diverse Kosten | 169’897 | 115’071 | 3’453’449 |
Versicherung, Transport | 28’054 | 25’241 | 510’770 |
Bibliothek, Dokumentation, Unterhalt | 86’604 | 45’000 | 2’040’209 |
Übrige Kosten | 55’239 | 44’830 | 902’470 |
Projekte, bauliche Massnahmen, diverse Beiträge | 156’501 | 178’553 | 11’451’542 |
Projekte | 0 | 103’092 | 6’987’389 |
Konservierung | 0 | 0 | 267’697 |
Historische Abteilung: Kammgarn-Depotbezug | 0 | 0 | 21’424 |
Historische Abteilung: Schaffhausen im Fluss | 0 | 0 | 5’712’690 |
Ur- und Frühgeschichte | 0 | 0 | 54’915 |
Schaffhauser Glasmalerei | 0 | 0 | 224’320 |
Projekt MzA 25 | 0 | 103’092 | 258’549 |
Diverse Projekte | 0 | 0 | 447’794 |
Beiträge Baukosten Museum zu Allerheiligen | 0 | 0 | 3’406’988 |
Diverse Beiträge | 156’501 | 75’461 | 1’057’165 |
Website www.sturzenegger-stiftung.ch | 116’771 | 35’541 | |
Schaffhauser Magazin Kulturjahr | 32’848 | 32’848 | |
Diverses | 6’882 | 7’072 |
Hier finden Sie alle Jahresberichte der Stiftung als PDF.