Das Highlight der vergangenen beiden Jahre für die Sturzenegger-Stiftung ist eine ausserordentliche Erwerbung: Mit dem Ankauf eines bedeutenden Zeugnisses europäischer Goldschmiedekunst beginnt daher auch dieses Editorial. Nach einer 181-jährigen Odyssee ist der vergoldete Silberpokal aus der Zeit um 1500 in die Schweiz zurückgekehrt. Im Jahre 1843 war er von den Schaffhauser Behörden als «unbedeutend und durchaus entbehrlich» taxiert und verkauft worden – aus heutiger Sicht eine fatale Fehleinschätzung. Das luxuriöse Trinkgefäss konnte dank dem finanziellen Engagement der Stiftung und dem unermüdlichen Einsatz des ehemaligen Präsidenten, Dr. Hans Konrad Peyer, aus einer südamerikanischen Sammlung nach Schaffhausen zurückgebracht werden.
Neben diesem Highlight wurden zahlreiche weitere Werke für die kulturhistorische Sammlung und für die Kunstsammlung des Museums angekauft. Das Engagement der Kuratoren sowohl für die Identifizierung dieser Werke als auch für die kommentierenden Beiträge in diesem Jahresbericht sei an dieser Stelle herzlich verdankt, ebenso der Einsatz aller Beteiligten für die von der Stiftung unterstützten Ausstellungen und Projekte.
Der Rücktrittsentscheid von Dr. Katharina Epprecht Ende September 2023 und die Wahl von Dr. Gesa Schneider zur neuen Direktorin des Museums zu Allerheiligen per 1. Juli 2024 bildeten eine willkommene Möglichkeit, die Stiftungsaktivitäten für das Museum zu überdenken. Denn die 2020 in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie für eine bauliche und inhaltliche Neuausrichtung des Museums muss für die weitere Planung grundlegend überarbeitet werden.
Der Neustart kündigt sich denn auch mit einem Konzeptpapier der neuen Direktion an, mit einer umfangreichen Bestandesaufnahme und dem Aufzeigen von Entwicklungsperspektiven. Das Exposé benennt machbare Etappenziele wie mehr Sichtbarkeit auf nationaler und internationaler Ebene, mehr Besucherinnen und Besucher durch eine verbesserte Infrastruktur, durch Werbung und mehr Relevanz von Ausstellungen und Veranstaltungen und nicht zuletzt durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Stiftung und ein gutes Arbeitsklima für die Mitarbeitenden.
Der Dank der Stiftung richtet sich an Dr. Gesa Schneider und an das gesamte Museumsteam. Die Wertschätzung wurde jeweils auch am traditionsgemäss zum Jahresende von der Stiftung ausgerichteten «Mandarinli-Fest» bekräftigt. 2024 lud die neue Direktorin zum Weihnachts-Apéro ein, die Stiftung steuerte gerne das kulinarische «Bhaltis» bei – etwas zum Mitnehmen und Behalten für alle Mitarbeitenden des Museums, die Ehrenamtlichen und die zugewandten Gäste.
Zum zweiten Mal trägt der Jahresbericht die gestalterische Handschrift von Peyer Konzept GmbH, Zürich, die sich neu aufgestellt «Praxis. Konzept und Gestaltung für den Alltag» nennt. Für die gute Zusammenarbeit sei deren Mitarbeitenden wie auch lic. phil. Esther Füller für das sorgfältige Lektorat gedankt.
Meiner Nachfolgerin in der Geschäftsführung, lic. phil. Isabelle Köpfli, gebührt mein ganz besonderer Dank. Sie hat allen, nicht immer einfachen Anforderungen engagiert, umsichtig und klug entsprochen und steht für die Kontinuität bei den operativen Stiftungsbelangen mit all ihren vielfältigen Aufgaben.
Nicht zuletzt gilt mein herzlicher Dank dem Stiftungsrat. Dieser hat sich mit lic. phil. Katrin Steffen, lic. oec. Stephan Kuhn, Daniel Burkhardt und Dr. Hortensia von Roda als Team und in gegenseitiger Ergänzung bestens bewährt.
Auch heute noch und vielleicht mehr denn je ist der grosse ideelle und finanzielle Einsatz der Sturzenegger-Stiftung für das Museum zu Allerheiligen wichtig angesichts der zunehmenden Anforderungen an ein relevantes und zeitgemässes Museum. Der Stiftungsrat ist überzeugt, mit dieser Unterstützung ganz im Sinne von Dr. Claire Sturzenegger-Jeanfavre und Dr. Hans Sturzenegger weiterhin einen wesentlichen Beitrag für das Schaffhauser Kulturleben zu leisten.
Dr. Hortensia von Roda
Präsidentin der Sturzenegger-Stiftung
Finanzen
Geopolitische Konflikte, Unsicherheiten und Spannungen prägten die Berichtsperiode. Insbesondere der Nahostkonflikt sowie der Krieg in der Ukraine beeinflussten die globale und wirtschaftliche Landschaft erheblich. Die Nervosität bezüglich der Auswirkungen der US-Wahlen sorgte weltweit zusätzlich für Unruhe und Unsicherheit. Diese Ereignisse verdeutlichen, wie fragil das internationale Gefüge geworden ist.
Das Umfeld der Finanzmärkte hingegen war geprägt von einem erstaunlich robusten Wirtschaftswachstum, weiter rückläufigen Inflationsraten und dem Beginn eines Zinssenkungszyklus der wichtigsten Notenbanken. Doch um die Wirtschaft zu stützen, waren massive staatliche Eingriffe notwendig, was gleichzeitig zu einem erheblichen Anstieg der Staatsschulden führte. Diese global rekordhohe Verschuldung und die weiterhin sehr hohen Staatsdefizite wichtiger Länder werden den Druck aufrechterhalten, höhere Inflationsraten zu akzeptieren. Letztlich geht es nicht nur um das Vertrauen in die Regierungen, sondern auch um das Vertrauen in die Zentralbanken. Anlegerinnen und Anleger sollten sich auf eine Rückkehr anhaltender finanzieller Repression einstellen. Dabei kann es immer wieder zu Überraschungen und Phasen temporär höherer Inflation kommen, die sich in einem solchen Umfeld nur schwer kontrollieren lassen. Die Realzinsen werden aber grundsätzlich tief und in der Schweiz sogar negativ bleiben.
Trotz der vielen Unsicherheiten lag der Fokus bei der Bewirtschaftung der Vermögenswerte der Sturzenegger-Stiftung auf Sachwertanlagen. Dabei wurde auf langfristige Trends und Exzellenz in der Titelauswahl gesetzt. So konnte eine konsolidierte Nettogesamtperformance (inklusive der Beteiligung an der AVAG Anlage und Verwaltungs AG) von 14 % erwirtschaftet werden. Dem Baumann & Cie Anlageteam sei an dieser Stelle für das sehr gute Resultat ganz herzlich gedankt.
Die Stiftung verdiente durch Wertschriften- und Zinserträge insgesamt CHF 6.15 Mio. und aus realisierten Kursgewinnen CHF 1.95 Mio. Aus diesen Erträgen konnte der Stiftungsrat folgende statuarischen Leistungen gewährleisten: für die Kunstabteilung CHF 338 040, für die Historische Abteilung CHF 1.42 Mio. Ebenso wurden Personalkosten, Honorare und Weiterbildungen im Umfang von CHF 529 795 übernommen. Der Verwaltungsaufwand für Buchführung, Revision, Versicherungen und Miete belief sich auf CHF 114 816. Die ganze Periode konnte mit einem Ertragsüberschuss von CHF 1.42 Mio. abgeschlossen werden.
Der Stiftungsrat der Sturzenegger-Stiftung ist sehr dankbar, dass durch die positive finanzielle Entwicklung der letzten Jahre die Unabhängigkeit der Stiftung gewährt bleibt. Entscheidungen können somit weiterhin ohne Druck und mit der nötigen Sorgfalt gefällt werden.
Daniel Burkhardt
Stiftungsrat
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